Герм. "жители залива". См. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 33, Berlin 2006.
Wagrier
§ 1. Namenkundlich. Die W. sind als Teilstamm der slaw. →Abodriten bezeugt, als ihr Hauptort wird →Starigard/Oldenburg genannt.
Die hist. Überlieferung des Stammesund auch Landschaftsnamens W./Wagrien wurde anfangs unterschiedlich interpretiert. Die Überlieferung setzt seit der Mitte des 10. Jh.s ein: Waaris (→Widukind von Corvey), a. 1012−1018 (Kopie 14.Jh.; →Thietmar von Merseburg) Wari, um a. 1075 Aldinburg civitas … Slavorum, qui Waigri dicuntur, per Waigros (→Adam von Bremen), a. 1150 (Fälschung um a. 1180, сopie 17. Jh.) regioni Slaviae Waghere, a. 1189 in partes Wagriae, 12. Jh. (Kopie 14. Jh.) Wairis, Wagiri, Wagricae, per Wagirorum provinciam, Wagirensium provinciam, Wairensis provinciae, inWagiram, in Wagira, in Wagirensi terra (Helmold von Bosau), a. 1213 in Wagria, a. 1418 to … Wageren, a. 1651−1652 von dem Wagerlande, das Land Wagern,Wager- oder new Holsten Lande,Wagren, Wageren (Belege nach 6, 21).
Schon früh (1929) hatte Vasmer erkannt (10, 803), daßWagrien/Wagrier nicht aus dem Slaw. gedeutet werden kann, Versuche, etwa eine Verbindung mit russ. otvaga ,Mut‘ herzustellen, überzeugen nicht. Eine Zusammenstellung ält., wertloser Versuche mit kritischen Anm. bietet Steinhauser (7, 95 f.). Aber auch eine Erklärung aus dem Nd. wollte nicht gelingen. Daher erwog Vasmer eine Verbindung mit anord. va—gr ,Meeresbucht‘ (10, 803), das in den germ. Sprachen sichere Entsprechungen besitzt in got. wegs , heftige Bewegung (des Meeres)‘, ahd. wag, wak , bewegtes, wogendes Wasser, Wasserstrom, Wasserschwall‘, mhd. wac , bewegtes, wogendes Wasser, Wasserstrom, Wasserschwall‘, nhd. Woge. Für diese Verbindung spricht v. a. „die gut bezeugte Länge des a in diesem Namen. Wir haben dafür den Beweis in der Schreibung Waari …, ferner in der Wiedergabe Waigri“ (10, 806).
Umstritten war jedoch zunächst die Wortbildung (dazu ausführlich auch 7, 96 f.), wobei es auch um die Landesbezeichnung Wagria ging. Vasmer nahm zunächst eine Ableitung mit -ia von dem nordgerm. Wort an, ähnlich etwa wie in Germani : Germania, Galli : Gallia, zog aber dann eine direkte Ableitungdes Stammesnamens Wagri von va—gr vor (10, 804). Einige J. später revidierte er jedoch seine Auffassung und sah in dem Namen eine Bildung mit dem in germ. Stammesnamen beliebten Element -wariz, -warjaz: „Aus diesem Grunde möchte ich heute von dem latinisiertenWagiri ausgehen und es auf nord. *Va´gverjar zurückführen, altgerm. *vagvarjos“ (10, 858).
Dabei ist die Forsch. bis heute geblieben (unberechtigte Zweifel bei Trautmann [8, 5; 9,158]), zusammenfassend heißt es bei Schmitz (vgl. auch 7, 97 f.): „Dem Landschaftsnamen liegt eine slaw. Stammesbezeichnung zugrunde: Die Landschaft Wagrien wurde nach denWagriern benannt, einem Teilstamm der Obodriten. Bei dem Stammesnamen der Wagrier handelt es sich um die Übernahme eines germ. (wikingerzeitlichen oder altgerm.) Bewohnernamens *Wagwarijo-z, an. *Vagverjar, der mit mit dem Suffix *-warija- gebildet wurde, vgl. as. ahd. wag m., bewegtes Wasser, Woge, Furt‘, mhd. wac, mnd. wach m., wage f. dass., an. vagr m. ,See, Meer, Bucht, Meerbusen‘, norw. Vaag , kleine Bucht, Woge‘, schwed. vag ,Woge‘, got. wegs , Sturm, Pl. Wogen‘, ags. wag, afries. weg…und ags. warian ,bewahren, hüten, bewohnen‘, an. vera , sein, bleiben, Aufenthalt‘, as. ahd. wesan , sein, verweilen, bleiben‘, nhd. war(en) … Der Stammesname bezeichnet , Bewohner am Meer, am Wasser, Meer- ‘ oder , Buchtanwohner‘. Das Wort –warijaz begegnet…im Germanischen in PN (Hahwar, StainawarijaR), in allgemeinen Bezeichnungen, vgl. ae. burgware ,Stadtbewohner‘, an. skipverjar ,Schiffer‘ und besonders in Stammes- und Einwohnernamen, die von Fluß- oder Landschaftsnamen abgeleitet wurden … Die latinisierten Formen Wagrica, Wagira, Wagria, Waigri (Ende 12. Jh.) entstanden durch Ausfall des anlautenden w in -warijo-z, das im Deutschen mit dem aus dem Lateinischen entlehnten Suffix –a-ri- (-a-rius), heute -er, zusammenfiel“ (6, 21 f.). Ergänzt wird diese Deutung durch Hinweise auf ähnlich gebildete Namen wie Vikverjar/Skand., wikingerzeitliche Einw.namen am Oslofjord, Bewohner der Landschaft Vik‘, Amsivarii zu Amsia ,Ems‘ (→Ems § 1), Ripuarii zu Ripa ,Rheinufer‘, Chattuarii zu Chatti (→Chatten § 1), Baiuvarii zu germ. *Bajo-z ,Bojer‘ oder *Baja ,Bojerland‘, Stormarn, Ende 11. Jh. Sturmarii, 1318 Stormeren, germ. *Sturmwarijo—z ,Einw. von *Sturma, *Sturmi‘ (2, 366 f.).
Zu diesem Bildungselement (s. auch→Bajuwaren § 1) ist schon früher gearbeitet worden (1; 3, 01−208), in letzter Zeit wurden die Forsch. weitergeführt (4; 5). Man darf als Grundbedeutung wohl , Beoder Anwohner von …‘ ansetzen.